Parasiten: Giardien
"Unser Hund verträgt das Futter nicht. Er hat häufig Durchfall und stinkende Blähungen!" So oder so ähnlich schildern viele Hundebesitzer ihrem Tierarzt die Leidensgeschichte ihres Hundes. Ein hartnäckiger Durchfall, ...
Wenn der Durchfall nicht enden will:
"Unser Hund verträgt das Futter nicht. Er hat häufig Durchfall und stinkende Blähungen!" So oder so ähnlich schildern viele Hundebesitzer ihrem Tierarzt die Leidensgeschichte ihres Hundes. Ein hartnäckiger Durchfall, eventuell verbunden mit Erbrechen, lässt den Tierarzt in den meisten Fällen jedoch nicht an eine Futtermittelunverträglichkeit denken, sondern häufig an die Durchfall verursachende Darmparasiten, die so genannten Giardien.
Giardien sind winzig kleine einzellige Parasiten, die im Dünndarm zahlreicher Tierarten leben. Hat sich ein Lebewesen mit Giardien infiziert, spricht man von einer Giardiose. Bei starkem Befall, wie er häufig bei Welpen und Junghunden sowie bei geschwächten Tieren vorkommt, verursachen sie einen oft monatelang anhaltenden Durchfall. Dieser reagiert in der Regel kaum oder gar nicht auf die üblichen Tierarzneimittel, Diäten und Futterumstellungen. Der Durchfall kann sich zwischenzeitlich für einige Tage bessern, danach kommt es aber wieder zu einem Rückfall. Die Kotbeschaffenheit variiert von wässrig mit Schleim- und/oder Blutbeimengungen bis pastenartig. Oft ist der Kot hell, übel riechend und wird von stinkenden Blähungen begleitet. Auch Erbrechen, Abmagerung sowie Wachstums- und Entwicklungsstörungen können durch die chronische Dünndarmentzündung und die damit verbundene schlechte Nahrungsverwertung auftreten. Auffällig ist, dass der Appetit der erkrankten Tiere fast immer erhalten bleibt. Insbesondere bei kohlenhydratreichem Futter verstärken sich jedoch die Durchfälle häufig. Dieser Umstand lässt Hundehalter schnell an eine Futtermittelunverträglichkeit denken, woraufhin sie mehrmals ohne andauernden Erfolg das Futter wechseln, bevor endlich tierärztlicher Rat in Anspruch genommen wird.
Häufig unerkannt:
Bei den meisten erwachsenen Hunden, die ein intaktes Immunsystem haben, verschwinden die Giardien nach kurzer Zeit wieder von selbst. Die Hunde können allerdings unerkannt Parasiten im Kot ausscheiden und somit eine Ansteckungsquelle für andere darstellen. In Deutschland ist durchschnittlich jeder vierte Hund mit den Darmparasiten infiziert. Besonders anfällig zeigen sich Welpen und Junghunde: Hier sollen 70 Prozent der Tiere betroffen sein. Auch die Haltungsform hat einen Einfluss auf die Befallsraten. Werden viele Hunde gemeinsam gehalten, wie zum Beispiel in Zwingeranlagen oder Tierheimen, steigt das Ansteckungsrisiko, und beim Einschleppen einer Infektion kann sich praktisch jedes Tier infizieren.
Massenvermehrung im Darm:
Die Giardien haften mit Hilfe einer Art "Saugnapf" an der Dünndarmschleimhaut und vermehren sich durch Zweiteilung. Die Vermehrung ist rasant, innerhalb von fünf Stunden kann sich die Zahl der Giardien verdoppeln! Vor der Ausscheidung mit dem Kot entwickeln sich die Parasiten in ein widerstandsfähiges Dauerstadium (Zyste), indem sich der Parasit abkugelt und mit einer Hülle umgibt. Durch die Zystenbildung ist der Parasit in der Lage, mehrere Wochen in der Umwelt infektiös zu bleiben. Bei kühlem und feuchtem Umgebungsklima können das sogar einige Monate sein. So sind die Zysten eine dauerhafte Infektionsquelle, selbst für ihren Wirt.
Infektionsquelle Umwelt:
Hunde infizieren sich durch Abschlucken von Zysten aus der Umgebung, in unsauberen Ausläufen und Zwingern, auf Hundewiesen, in Pfützen und stehenden Gewässern, die mit Hunde- und Katzenkot verunreinigt sind. Die Infektionsgefahr ist sehr groß, da ein infizierter Hund etwa 100.000 Zysten pro Gramm Kot ausscheidet und bereits 10 Zysten für eine Infektion ausreichend sind. Bereits 4-14 Tage nach der Infektion scheiden die infizierten Hunde selber die Giardienzysten mit dem Kot aus. Die Ausscheidung erfolgt über einen Zeitraum von 4-5 Wochen, verlängert sich aber entsprechend, wenn das Tier immer wieder Zysten aus der Umwelt aufnimmt.
Diagnose stellen:
Der Giardiennachweis erfolgt mit speziellen Untersuchungsmethoden im Kot. Der Erreger lässt sich sowohl unter dem Mikroskop als auch im so genannten Antigentest erkennen. Da die Erreger aber nicht regelmäßig mit dem Kot ausgeschieden werden, geben einzelne negative Untersuchungsergebnisse keine absolute Sicherheit. Die Untersuchung sollten daher bei Verdacht wiederholt werden.
Therapie: Arzneimittel und Hygiene:
Der Hund selbst wird vom Tierarzt mit Wirkstoffen wie Fenbendazol oder Metronidazol behandelt. Um aber zu vermeiden, dass sich die Tiere nicht sofort wieder mit Giardien infizieren, muss die Behandlung mit Hygienemaßnamen begleitet werden. Da die Zysten in kühler, feuchter Umgebung besonders lange infektiös bleiben, ist es ratsam, feuchte Areale in Zwinger und Auslauf trocken zu legen. Befallene Flächen sollten nach Möglichkeit mit dem Dampfstrahlgerät heiß gereinigt werden und erst gründlich abtrocknen, bevor die Hunde die Flächen wieder betreten dürfen.
Die Giardieninfektion ist eine Zoonose:
Auch der Mensch ist für Giardien empfänglich: In Mitteleuropa sollen bis zu 10 Prozent der Erwachsenen und 25 Prozent der Kinder befallen sein. Aus diesem Grund werden Giardien von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch als Zoonose-Erreger, die also vom Tier auf den Mensch übertragbar sind, eingestuft. Besonders bei Kindern kann eine Infektion zu heftigen Symptomen führen. Der Mensch infiziert sich über Schmutz- und Schmierinfektionen, verunreinigte Rohkost (Salat, Gemüse) oder verunreinigtes Trinkwasser mit Giardienzysten. Ebenso sind direkte Infektionen aus dem Stuhl infizierter Personen oder auch aus Hundekot möglich. Inwiefern der Hund eine bedeutende Ansteckungsquelle für den Menschen darstellt, ist noch nicht ganz geklärt. Die Möglichkeit einer Übertragung besteht ganz offensichtlich, jedoch scheint die Ansteckung von Mensch zu Mensch und von Hund zu Hund weit häufiger aufzutreten. Auch Fliegen können die Parasiten auf die Nahrung von Mensch und Tier übertragen.
Fazit für die Praxis
Anhaltende Durchfälle bei Hunden sollten immer vom Tierarzt untersucht werden. Werden Giardien bei der Untersuchung gefunden, kann eine Behandlung nur mit begleitenden Hygienemaßnahmen erfolgreich sein. Bei der Giardiose handelt es sich um eine auf den Menschen übertragbare Infektionskrankheit. Bedenken Sie daher, dass gerade kleine Kinder durch den häufigen Kontakt mit Welpen besonders gefährdet sind.
Bildquelle : Intervet Deutschland GmbH
Textquelle : Petprofi.de