Entwicklungsgeschichtlich hat sich das Raubtier- Gebiss unserer Hunde
seit fast drei Millionen Jahren kaum verändert. Auf Grund der typischen
Lebensweise der Hunde eignet sich das Gebiss in erster Linie zum
Fangen, Zerreißen und Zerkleinern der Beute. Das Kiefergelenk des Hundes
erlaubt daher auch kaum zermahlende Kaubewegungen, sondern wirkt
durch die hinteren Zähne wie ein schneidender Brechscherenmechanismus.

                

                               Die Anatomie des Gebisses

Das Milchgebiss

Während bei der Geburt bei unserem Hund noch keine Zähne vorhanden
sind, brechen zunächst die Milchzähne - etwa im Alter von 4 Wochen -
im Unterkiefer, auch manchmal etwas früher, durch.
Mit Ende der 6. Lebenswoche ist dann das vollständige Milchgebiss
ausgebildet. Es besteht im Ober- und Unterkiefer links und rechts jeweils aus:

     3 Milchincisivi (Schneidezähne)

1 Milchcaninus (Fangzahn)

3 Milchprämolaren

Der vorletzte Milchprämolar des Oberkiefers und der letzte Milchprämolar im
Unterkiefer arbeiten zusammen und bilden die Reißzähne. Die Milchzähne sind
graziler und spitzer geformt als die bleibenden Zähne und häufig leicht bläulich
gefärbt. Jeder Zahn besteht aus Zahnkrone, Zahnwurzel und Zahnhöhle.

Das Milchgebiss hat insgesamt 28 Zähne, es fehlen hier die Prämolaren 1 (4 Stück)
und die Molaren (10 Stück), die nur einmal für das bleibende Gebiss heranwachsen.

Zahnwechsel

Der Zahnwechsel ist bei unserem Hund ein komplizierter Vorgang, der auch
bestimmt nicht schmerzfrei ist. Da auch die Milchzähne vollständig
ausgebildete und - besonders am Fangzahn - bemerkenswert lange Wurzeln
besitzen, müssen diese durch den Druck der nachwachsenden Zahnkeime der
zweiten Bezahnung resorbiert, das heißt aufgelöst werden. Wahrscheinlich wird
dieser Vorgang auch durch spezielle Fresszellen unterstützt. Die Milchzahnwurzel
wird also von innen und außen abgebaut, bis der Zahn seine Verankerung im
Zahnfleisch und im knöchernen Zahnfach verliert und ausfällt.
Der Zahnwechsel beginnt meist im Alter von dreieinhalb Monaten und ist in
der Regel mit sechs Monaten bei unserem Hund abgeschlossen.

Der Zahnwechsel beginnt mit den Schneidezähnen, dann erscheinen die
Prämolaren 1, die keinen Milchzahnvorläufer haben und nur einmal
ausgebildet werden. Nacheinander erscheinen die Molaren (auch kein
Milchzahnvorläufer) und dann werden die Prämolaren gewechselt.
Die Fangzähne brauchen auf Grund ihrer langen Wurzeln besonders
lange zum Ausfallen und es kommt auch häufig vor, dass der
Milchfangzahn (blauverfärbt und wackelig) noch vorhanden und daneben
bereits der bleibende Fangzahn durchgebrochen ist. Doch so kleine Defekte
werden auf natürlichem Wege innerhalb kurzer Zeit von selbst behoben.
Während des Zahnwechsels kann es auch durchaus zu einer kurzfristigen
Unausgeglichenheit des Scherengebisses kommen, das sich in der Regel
nach Abschluss des Zahnwechsels und nach Fertigwuchs des bleibenden
Gebisses von selbst wieder reguliert. Bleibende Fehler am Scherengebiss,
Über- oder Unterbiss, werden mit
Zuchtverbot geahndet, denn hier ist die
Gefahr der Vererblichkeit gegeben.

Das bleibende Gebiss

Das vollständige, bleibende Gebiß des Hundes umfasst folgende Zähne:

Jeweils links und rechts im Oberkiefer:

Jeweils links und rechts im Unterkiefer:

        3 Incisivi (Schneidezähne)

        1 Caninus (Fangzahn)

        4 Prämolaren (Vorbackenzähne)

        2 Molaren (Backenzähne)

                3 Incisivi

                1 Caninus

                4 Prämolaren

                3 Molaren

Insgesamt befinden sich also im bleibenden, vollständigen Gebiss 42 Zähne,
20 im Oberkiefer und 22 im Unterkiefer. Am deutlichsten ausgeprägt
und auch am größten sind hiervon die Fangzähne, auch Reißzähne genannt
(im Oberkiefer sind dies: der vierte Prämolar, im Unterkiefer: der erste Molar).

            

Zahnfehler (angeborene Zahnunterzahl)

Zahnfehler kommen bei unserem Hund leider immer wieder vor,
obwohl bereits seit vielen Generationen ausschließlich mit
zahnfehlerfreien Hunden gezüchtet werden sollte. Dabei spielt für uns
züchterisch nur der angeborene Zahnfehler eine Rolle, während der im
späteren Leben erworbene Zahnverlust durch
äußere Einwirkung (unter welchen Umständen auch immer) für den
Wert unseres Hundes und für die spätere Weitervererbung keine
Rolle spielt. Der angeborene Zahnfehler wird bei Zuchtschauen und
Körungen leider unterschiedlich bewertet.

Gebissfehlstellungen

Das normale Hundegebiss nennt man Scherengebiss, bei dem die Zähne des Oberkiefers (außer bei den hinteren Backenzähnen) über die Außenflächen der unteren Zahnreihen greifen.    Abbildung 1
______________________

Bei dem Vorbiss greifen die unteren Schneidezähne vor die oberen.   
  Abbildung 3

 

Bei dem Zangengebiss stoßen die Schneidezähne aufeinander.  
        Abbildung 2

 

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Bei dem Rückbiss kommen die unteren Schneidezähne weit hinter den oberen zu liegen und berühren teilweise den Gaumen.   
         Abbildung 4

 

©       M. Munck , 14828  Görzke inklusive aller Rechte